Führung mit Stil

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Richtig führen will gelernt sein! Nicht umsonst schießen Ratgeberbroschüren und Coaching-Angebote für Führungskräfte nur so aus dem Boden. Dabei gibt es nicht den einen Königsweg, denn in verschiedenen Branchen sind auch unterschiedliche Anforderungen an die Chefs gefragt.

Selbst in nur einem Unternehmen werden unterschiedliche Führungsstile etabliert. Wie etwa beim Autohaus Dresden, das durch die heterogene Anforderungsstruktur in den verschiedenen Bereichen einen ganz eigenen Umgang mit Führung von den Abteilungsleitern verlangt. Dass sich eine gewisse Varianz beim Führen durchaus auszahlt, dafür ist der Opel- und Isuzu-Händler ein sehr gutes Beispiel. Nach der personellen und kulturellen Umstrukturierung unter dem neuen Ge schäftsführer Christian Schleicher stieg das Umsatzvolumen in den vergangenen drei Jahren von 17 auf 41 Millionen Euro, während die Anzahl der verantworteten Filialen gleichzeitig von drei auf sechs wuchs. Das Top Magazin Dresden ging der Sache auf den Grund und setzte sich mit fünf Abtei lungsleitern der zweiten Führungsebene zusammen, um nach den persönlichen Stilen zu fahnden. Eines wurde deutlich: Gute Führung beginnt immer bei der Führungskraft selbst.

Der Kooperative: Mike Bethe, Gebrauchtwagenverantwortlicher „Ich kläre Differenzen immer im vertraulichen Vier-Augen-Gespräch.“

Foto: Andor Schlegel

Mike Bethe ist mit rund 20 Mitarbeitern für ein relativ großes Team verantwortlich. Für ihn ist es deshalb  unerlässlich, Vertrauen zu vermitteln. Wichtigstes Element für die Kommunikation untereinander ist die wöchentliche Teamsitzung. Bei Krisensituation sucht er dafür stets erst einmal das Vier-Augen-Gespräch. Er ist ein Vertreter eines auf Verständnis basierenden Führungsstils. Kooperation ist für ihn ein absolutes Muss. Er gibt aber auch zu, dass er in den vier Jahren als Verantwortlicher für den Gebrauchtwagenbereich gelernt hat, dass es in manchen Situationen durchaus angebracht ist, etwas strenger zu sein. Auch wenn das nicht unbedingt seiner Persönlichkeit entspricht.

Der Kommunikative: Torsten Weiß, Gesamtserviceleiter: „Ich motiviere mit Vertrauen und Lob.“

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Der Serviceleiter beschreibt sich zwar als willensstark, aber auch als absoluten Teamplayer. Dazu gehört sowohl die morgendliche Runde zur Begrüßung jedes Mitarbeiters, wie die Tatsache, dass seine Tür für die Kollegen immer offen steht. Nicht nur metaphorisch, sondern buchstäblich. Eine Praxis, die in der Service-Abteilung gelebt wird. Erforderlich ist dabei der private Kontakt. Wenn es bei einem Mitarbeiter mit der Arbeitsleistung mal etwas hakt, kennt Torsten Weiß meist die Ursachen. Ein wichtiges Element ist seiner Auffassung von Führung zu folge das Angebot von Weiterbildungen. Insgesamt 60 Kollegen führt  Torsten Weiß, der als „Mädchen für alles“, wie er sich mit Augenzwinkern selbst bezeichnet, im Unternehmen eigentlich alle Mitarbeiter gut kennt.

Der Strukturierte: Daniel Schäfer, Gesamtleiter Teile und Zubehör: „Kommunikation heißt für mich Dialog und Offenheit.“

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Daniel Schäfer bringt schließlich noch einen anderen Aspekt zur Sprache. Man muss als Führungskraft auch abgeben können. Früher hat der Gesamtleiter Teile und Zubehör immer am liebsten alles selber machen wollen, da er einen ausgeprägten Hang zur Perfektion entwickelt hat. Inzwischen hat er gelernt, dass Verantwortungen auch auf die anderen Mitarbeiter delegiert werden müssen. Obligatorisch ist auch bei ihm die Morgenrunde zur Begrüßung, denn das private Gespräch ist im Beruf unerlässlich. Aufmerksames Zuhören gehört zu den wichtigsten
Voraussetzungen, um Probleme zu erkennen. Darüber hinaus ermuntert er seine Kollegen, auch Ansprüche zu stellen, was ein wichtiger Beleg für die Wertschätzung der Leistung seiner Mitarbeiter ist.

Der Sachliche: Jörg Lochmann, Filialleiter: „Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.“

Foto: Andor Schlegel

Jörg Lochmann präferiert eher einen sachlichen Führungsstil. Große Emotionen sind nicht seine Sache, aber auch er weiß, dass es ohne Vertrauen nicht funktioniert. Im Laufe seiner beruflichen Karriere im Autohaus Dresden hat er bereits viele Stationen durchlaufen: vom Autowaschen über kleine Reparaturen und Verkäufe bis hin zum Filialleiter heute. Dabei hat er gelernt, dass man sich viel Zeit nehmen muss, um die Mit arbeiter zu verstehen. Mit der Tür ins Haus fallen, bringt nichts. Dabei kommuniziert der Filialleiter in Dresden-Kaditz mit seinen Verkäufern anders als mit seinen Mechanikern, denn er weiß um die unterschiedlichen Mentalitäten seiner Mitarbeiter. Wenn eine von ihm eingehaltene Deadline nicht eingehalten werden kann, geht er erst einmal auf Ursachenforschung, wobei es dabei besonders auf das Fingerspitzengefühl ankommt.

Der Fordernde: Marcus Bergter, Filialleiter: „Gute Führung besteht darin, den Schlüssel zu jedem Mitarbeiter zu finden!“

Foto: Andor Schlegel

Marcus Bergter ist als Filialleiter der Häuser in Dresden-Kaitz und Freital ständig auf Achse. Er sieht eine gelungene Führung vor allem in der Motivation der Mitarbeiter, damit diese auch ihre gesteckten Ziele erreichen. Dabei gibt es kein Patentrezept. Jeder Kollege muss individuell angesprochen werden, wobei Feingefühl und Menschenkenntnis essentielle Eigenschaften der Führungskräfte sein müssen. Einen Zugang gewinnt er auch bei privaten, außerberuflichen Unternehmungen, die regelmäßig im Team stattfinden. Für die Motivation seiner Mitarbeiter ist seiner Meinung nach ebenso ein Prämiensystem zuträglich, denn gute Arbeit sollte auch gerecht entlohnt werden. Marcus Bergter sieht sich selbst als positiven Typ mit Vorbildfunktion, der seine Mitarbeiter auch in angemessenem Rahmen fordert.

Text: Philipp Demankowski

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