Ostrale 2017: Kunst als Motor der Veränderung

Viola Fátyol – Ungarn, Ne pas mon nom (working title) Fotografie, 2015, print on paper, Serie 9 x H/B/T: 60 / 90 / 1 cm
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Die Ostrale wird zur Biennale: Ab 2017 soll die Dresdner Ausstellung für zeitgenössische Kunst aller zwei Jahre stattfinden. Der Neukonzeptionierung trägt auch der Titel der Kunstschau re_form Rechnung.

Bei Deutschlands drittgrößter temporärer Kunstaustellung denkt man um. Künftig soll nicht nur der Rhythmus der Ostrale entzerrt werden, auch die Vernetzungen mit ähnlich gesinnten Kunstformaten in ganz Europa soll intensiviert werden. Der Weg ist nicht neu. 2016 gab es eine öffentlichkeitswirksame Kooperation mit der Kulturhauptstadt Wroclaw. 65 künstlerische Positionen aus Dresden wurden in der polnischen Stadt von 17.000 Besuchern begutachtet. Bereits in den Jahren zuvor haben die Ostrale-Verantwortlichen aktiv Netzwerkpflege betrieben und dabei spannende Konzepte realisiert. Insgesamt fanden bisher vierzehn Auslandsprojekte in neun Ländern statt. Ein Schwerpunkt der kommenden Jahre ist weiterhin die Zusammenarbeit mit den europäischen Kulturhauptstädten. Der Titel wird 2018 vom holländischen Leeuwarden sowie von der maltesischen Hauptstadt Valetta geführt. An allen drei Orten, an denen in Valetta 2018 zeitgenössische Kunst gezeigt werden wird, soll das Team der Ostrale die Präsentationen und Ausstellungen maßgeblich mitgestalten.

Annäherung zwischen Stadt und Festival

Die verstärkte Suche nach Kooperationspartnern steht vor dem Hintergrund der Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2025 auch der Stadt Dresden gut zu Gesicht. Mit einer leichten Erhöhung des Zuschusses und der in Aussicht gestellten Sanierung der Futterställe nach der diesjährigen Veranstaltung, scheinen die im letzten Jahr kolportierten Differenzen zwischen Stadt und Festivalleitung vorerst beigelegt. Der neue Turnus von zwei Jahren garantiert zudem eine längere Planungsphase, die zur Qualitätssteigerung der Ausstellung und zu einer höheren
Sichtbarkeit auch über die Stadtgrenzen hinaus genutzt werden kann. Dass aber gerade in Dresden Aufklärungsbedarf hinsichtlich der Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst besteht, hat jüngst erst wieder die Diskussion um die Aufstellung der drei Omnibusse durch den Deutsch-Syrer Manaf Halbouni vor der Frauenkirche gezeigt. „Kunst hat im Idealfall die Macht, Menschen zu verändern. Auch deshalb muss Dresden sich stärker der zeitgenössischen Kunst widmen“, betont die künstlerische Leiterin Andrea Hilger.

Identitäten hinterfragen

Mit dem Moment der Veränderung spielt auch die Ostrale 2017 selbst. Der diesjährige Titel „re-form“ soll ein Bewusstsein dafür schaffen, dass der künstlerische Prozess und die Kunst an sich von ständigen Reformen leben. Die Auseinandersetzung mit Vorangegangenem, mit Hommagen, Referenzen, Zitaten und Aneignungen ist eine genuine Technik bei der Kunstproduktion. Zudem thematisiert „re_form“ Fragen der Identität und hinterfragt diese „als einer der zentralen Themen der Europäischen Kulturhauptstädte angesichts der Flüchtlings- und  Migrationsbewegungen in Vergangenheit und Gegenwart, einer allgemeinen Hinwendung zum Nationalismus sowie dem Zerfall der Wertegemeinschaft Europa“, so Andrea Hilger: „Die bei uns präsentierte zeitgenössische Kunst soll auch und gerade in Dresden Mediator zwischen Identitäten sein, die sich überschneiden, aber nicht immer verschmelzen.“

11. Ostrale
Biennale für zeitgenössische Kunst „re_form“
vom 28. Juli bis zum 1. Oktober
www.ostrale.de

Text: Philipp Demankowski

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