Moritzburg Festival: Kleines Festival mit großer Wirkung

Eröffnungskonzert 2016 in der Gläsernen Manufaktur von VW in Dresden, Foto: © Oliver Killig

Auch im 25. Jahr feiert das Moritzburg Festival die vielgestaltigen Ausformungen der Kammermusik.

Die Faszination für die Kammermusik scheint hierzulande ungebrochen. Das Moritzburg Festival – seit 25 Jahren der jährliche Höhepunkt in Sachsen für alle Liebhaber der intimeren klassischen Klänge – kann sich über mangelnden Zu­spruch jedenfalls nicht beklagen. Dabei ist es gar nicht so einfach, die Attraktivität der Kammermusik näher zu bestimmen. Im Idealfall besticht die innige Klangatmosphäre, deren Gefühls­intensität mit einem Orchester nicht vergleichbar ist. Viele Hö­rer schätzen auch die Dynamiken, die zwischen den Instru­men­talisten ohne die Führung eines Dirigenten entstehen. Es ist dies Lust am Experiment, von der sich das Publi­kum begeistern lässt, auch wenn das Festival auf klassische Orchesterformate nicht verzichtet. Hinzu kommen die beeindruckenden Kulissen in den Spielstätten rund um das markante Jagdschloss. In Moritzburg wird dabei nicht nur im Barockschloss, sondern auch in der evangelischen Kirche und in der Steinbacher Kirche direkt vor den Toren der Stadt musiziert. Dresdner können Konzerte wiederum in der Gläsernen Manufaktur sowie als besonderes Highlight in einem Hangar der Elbe Flugzeugwerke genießen. Zudem stehen Schloss Proschwitz und das König-Albert-Theater in Bad Elster auf der Location-Liste.

Festival für den Nachwuchs

Für den Jubiläumsjahrgang lässt sich der künstlerische Leiter Jan Vogler, der das Festival gemeinsam mit den Solisten Kai Vogler und Peter Bruns 1993 gegründet hat, bei der Künstler­auswahl nicht lumpen. Namen wie Baiba Skride, An­dreas Ottensamer, Arabella Steinbacher oder Lawrence Power lassen Kenner mit der Zunge schnalzen. Für die Stars kommt die Einladung nach Moritzburg durchaus einer Ehrerbietung gleich. Noch größeres Gewicht hat die Auftritts­möglichkeit aber natürlich für die Nachwuchs­musiker. Wo sonst können sie mit Profis gemeinsam neue Interpretationen bekannter Werke ausarbeiten? Die Nach­wuchsförderung ist seit jeher integraler Bestandteil der Festspiele. Zum Moritzburg Festival gehören eben nicht nur die konzertanten Aufführungen, sondern auch die Proben, die abseits der Öffentlichkeit stattfinden. Mit der Moritzburg Festival Akademie wurde vor elf Jahren eine Plattform geschaffen, mit deren Hilfe die jungen MusikerInnen ein Orchesterrepertoire und verschiedene Kammermusikwerke werkstattartig erarbeiten. Die künstlerische Leitung der Akademie liegt dabei in den Händen der Violinistin Mira Wang.

Aufnahme der Orchesterwerkstatt 2016 in den Elbe Flugzeugwerken, Foto: © Oliver Killig

Keine Angst vor neuen Klängen

Gemeinsam bilden die NachwuchsmusikerInnen das Festival­orchester, das gleich mehrfach im Spielplan in Erscheinung tritt, unter anderem beim großen Eröffnungskonzert in der Gläsernen Manufaktur unter der Leitung von Josep Caballé Domenech. Häufiger tritt auch der in diesem Jahr zum Composer in Residence gekürte Komponist Sven Helbig auf. Sein Werk „Tres Momentos“ erfährt im Rahmen des Festivals im Schloss Moritzburg seine Uraufführung. Die Wahl des gebürtigen Eisenhüttenstädters ist ein deutliches Indiz für die fortwährende Neugier der Festivalmacher auf zeitgenössische Klänge, tritt der Gesamtkünstler Sven Helbig doch mit immer neuen konzeptionellen und klanglichen Ideen hervor, die auch zu musikfremden Medien keine Berührungsängste kennen. Doch auch traditionellere Werke von Brahms, Schubert oder Mendelssohn-Bartholdy kommen in unterschiedlichen Zusammenhängen zur Aufführung. Vom Streichertrio bis zum Klavierquintett sind viele Konstellationen vertreten. Die Freunde der Kammermusik dürfen sich auf einen spannenden Jubiläumsjahrgang freuen.

Moritzburg Festival 5. bis 20. August, verschiedene Spielorte

www.moritzburgfestival.de

Philipp Demankowski

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