25. MDR Musiksommer: Drei Länder, ein Klang

Blick in die Frauenkirche Dresden, Foto: © mdr, Christiane Fritsch
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Der 25. MDR Musiksommer bietet auch im Jubiläumsjahrgang vielfältigen Musikgenuss in den veranstaltungsschwachen Sommermonaten. In der Region Dresden und Ostsachsen macht das Festival an fünf renommierten Spielstätten Station.

In den Sommermonaten Juli und August macht die Kultur zwar keine Pause, sie lässt es allerdings ein wenig ruhiger angehen. Da auch die Kulturschaffenden irgendwann mal Urlaub brauchen und vor einem neuen Spielplan stets ein möglichst ungestörter Reflektionsprozess stehen sollte, ist eine Sommerpause bei vielen Spielstätten unvermeidbar. Auch ökonomisch leuchtet ein, warum Kulturleute im Sommer einen Gang runterschalten, denn auch die potenziellen Stammbesucher aus der jeweiligen Heimatstadt bleiben aus. Zwar rollen keine Bodenläufer, wie man sie aus Westernfilmen kennt, durch die Straßen, die Städte sind aber spürbar leerer. Vor halbleeren Rängen will ja niemand spielen oder musizieren. Klar, da gibt es diverse Festivals und Open-Air-Veranstaltungen. Doch die kulturelle Bandbreite, die im restlichen Jahr erreicht wird, können auch die Freiluft-Varianten nicht bieten. Das ist schade, denn die Menschen verlassen nicht nur die Städte und Regionen, um Urlaub zu machen. Genauso wird Urlaub gemacht, und zwar auch in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt.

Von alt bis neu

Damit man den Gästen Mitteldeutschlands ein Kultur programm bieten kann, das sich den Spielplänen des restlichen Jahres zumindest annähert, hat der Mitteldeutsche Rundfunk 1992 ein länderübergreifendes Musikfestival entwickelt. Der MDR Musiksommer soll auch 2017 mit 43 Konzerten zur Belebung der Regionen in den veranstaltungsschwachen Monaten beitragen. Immerhin 30 % der Konzertbesucher sind dabei Touristen. Auch im Jubiläumsjahr wird die Differenzierung in verschiedene Veranstaltungsreihen beibehalten. Passend zum Reformationsjubiläum gibt es etwa eine Konzertreihe „Lutherorte“, die sich sakralen Tönen verschreibt. Das Format „Perspektiven“ widmet sich dagegen der Symbiose von Musik und Architektur. Und „Die nächste Generation“ stellt den Nachwuchs in den Vordergrund. Neben alter Musik, Klassik und Romantik gibt es auch Jazz, Crossover und zeitgenössische Klänge zu hören und erleben. Dabei setzen die Veranstalter auf eine Mischung aus etablierten und jungen Künstlern. Die Region Dresden und Ostsachsen ist bei den Spielorten stark vertreten. Station macht der 25.MDR Musiksommer in der Dresdner Frauenkirche, in der spätgotischen Hallenkirche St. Peter und Paul in Görlitz, auf Schloss Wackerbarth in Radebeul, dem Dom St. Petri in Bautzen und in der Zittauer Johanniskirche. Die dort aufgeführten Programme fügen sich in die Konzertreihe „Lutherorte“ ein, sind sie von großen Reformator doch zumindest inspiriert.

Der MDR Musiksommer findet auch in Thüringen und Sachsen-Anhalt statt, so etwa im Dom zu Magdeburg St. Mauritius und Katharina, Foto: © mdr – Andreas Lander

Bach im Fokus

In Dresdens wohl bekanntester Kirche erklingt am 1. Juli mit „Small Gifts of Heaven“ ein reines Bach-Programm. Die Blockflötistin Dorothee Oberlinger und der Countertenor Andreas Scholl haben sich zwei der Brandenburgischen Konzerte des Meisterkomponisten für die Aufführung in der Frauenkirche ausgesucht. Tags darauf gibt es in Görlitz ebenfalls Bach zu hören, wenn auch unter anderen Vorzeichen. Komponist und Posaunist Christian Sprenger will beim Konzert in der St. Peter und Paul Kirche den Choral gesang thematisieren. Für den Zyklus „Hymnus“ verpasst er den Werken von Bach oder Mendelssohn Bartholdy gemeinsam mit der Sächsischen Bläserphilharmonie ein neues Klang gewand. Dazu werden Texte gelesen, die vom deutschen Schauspieler und Regisseur Dieter Bellmann ausgewählt wurden. Ebenfalls am 2. Juli spielt die junge lettische Akkordeonistin Ksenija Sidorova auf Schloss Wackerbarth in Radebeul. Seit ihrem Debüt in der Londoner Wigmore Hall 2009 gehört sie international zu den gefragtesten Vertretern ihres wandelbaren Instruments. Mit ihrem Spiel changiert die Virtuosin scheinbar mühelos zwischen den Stilen und Jahrhunderten.

Lutherische Wortgewalt

Fast könnte man meinen, der MDR Musiksommer gleiche einem Bach-Festspiel, denn auch im Bautzner Dom St. Petri widmet man sich am 7. Juli dem großen Barockmeister, hier in Symbiose mit dem estnischen Ausnahmekomponisten Arvo Pärt. Das Tallinn Chamber Orchestra bringt in seinem Programm die meditativen Klänge ihres Landsmannes mit der Meisterschaft Bachs zusammen. Im Mittelpunkt steht dabei Pärts beeindruckendes Doppelkonzert „Tabula rasa“, das wie ein Kaleidoskop die Musikgeschichte in sich leuchten lässt und von nicht wenigen Musikhistorikern als eines ihrer Schlüsselwerke bewertet wird. Im beschaulichen Zittau nimmt
man sich am 30. Juni dem Wirken Martin Luthers an, genauer gesagt seiner bildhaften Sprache. Dirigent Hermann Max ist mit der Rheinischen Kantorei und seinem Originalklang-Ensemble „Das Kleine Konzert“ dem Bilderreichtum in Luthers Worten und dessen Vertonungen nachgegangen. Für das Konzert „Die Himmel erzählen“ verspricht er ein opulentbarockes
Vokalprogramm voller Lutherischer Wortgewalt und klingender Bilder.

MDR Musiksommer
vom 24. Juni bis zum 27. August
www.mdr.de/musiksommer

– Small Gifts of Heaven, 1. Juli, 20 Uhr, Dresden, Frauenkirche
– Hymnus, 2. Juli, 17, Görlitz, St. Peter und Paul
– Akkordeon Deluxe, 2. Juli, 19:30 Uhr, Radebeul, Schloss Wackerbarth
– Bach und Baltikum, 7. Juli, 19.30 Uhr, Bautzen, Dom St. Petri
– Die Himmel erzählen, 30. Juni, 19:30 Uhr, Zittau, Johanniskirche

Text: Philipp Demankowski

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