Die Zukunft der Zahnmedizin schon heute

Foto: © Bastian Hanitsch
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Es gibt kaum eine medizinische Fachdisziplin, die in jüngster Zeit keine rasante technologische Ent­wicklung genommen hat, so auch die Zahnmedizin. Auch wenn noch nicht alle Praxen aufgerüstet haben, führt am virtuellen Patienten kein Weg mehr vorbei. Nicht nur medizintechnisch, sondern auch beim Datenmanagement verspricht das digitalisierte dental 4.0-Konzept Effizienz- und Qualitäts­steigerungen, und das sowohl bei der Diagnostik als auch in der Therapie.

In Dresden ist Dr. Conrad Kühnöl ein absoluter Experte für diese Prozesse. Der Zahnmediziner gibt seine Kenntnisse regelmäßig bei nationalen und internationalen Kongressen an die Kollegen­schaft sowie an Studenten deutscher Hochschulen weiter. In seiner Praxis in der Dresdner Südvorstadt sind alle Geräte miteinander vernetzt, unter anderem auch diverse Dentalfräsmaschinen und 3D-Drucker, so dass auch komplizierte Zahnersatzbehandlungen schnell und schonend durchgeführt werden können. Hier hat die Zukunft der Zahnmedizin tatsächlich bereits begonnen. Wir trafen Dr. Conrad Kühnöl zum Gespräch.

Wie schaffen Sie es trotz momentaner Krisen wie Ärztemangel und Inflation den Patienten eine qualitativ hochwertige und zugleich bezahlbare Behandlung zu ermöglichen?
Die derzeitige Krise in der Medizin, insbesondere in der Zahnmedizin zeichnet sich bereits seit mehreren Jahren ab. Es gab also genügend Zeit, um sich darauf vorzubereiten. Wir haben in den letzten Jahren mit verschiedenen Gegenmaßnahmen reagiert. Unser Personal wurde durch zertifizierte Abschlüsse qualifiziert. Damit stellen wir sicher, dass wir das gesamte Spektrum der Zahn­medizin in höchster Qualität anbieten können und nur in seltenen Fällen an Spezialisten überweisen müssen.

Welche Rolle spielt dabei die Umstellung auf das dental 4.0-Konzept?
Wir haben konsequent in einen kompatiblen Workflow dental 4.0 investiert. Das heißt, alle Geräte und alle Computer verstehen sich untereinander, ohne komplizierte Software bedienen zu müssen. Dadurch können wir einen hohen Automatisierungs­grad der Wiederholungsprozesse sicherstellen und haben gleichzeitig eine integrierte digitale Kontrolle inklusive Fehlerprotokolle. Ein Garant für hohe Qualitätsstandards. Durch den sogenannten digitalen Zwilling, die virtuelle Kopie des Patienten, sparen wir nicht nur bis zu 70 % Material ein, die dem Patienten dann auch nicht in Rechnung gestellt werden müssen. Auch Behand­lungs­zeiten und Personaleinsatz sinken. Die Ergebnisoptionen werden am Patientenzwilling digital vorausberechnet und das beste Ergebnis dann auf den Patienten übertragen. Zudem sind die Prozesse durch die digitale Aufzeichnung wesentlich besser kontrollierbar, das gilt für den Sterilisationsprozess genauso wie für die Implantatoperation.

Dr. Conrad Kühnöl / Foto: © Bastian Hanitsch

Zusammengefasst kann man sagen, dass Sie mehr Patienten in kürzerer Zeit und in gleicher oder zumeist höherer Qualität behandeln. Der Patient muss weniger leiden und bezahlt weniger.
Genau das ist das Prinzip von dental 4.0.

Gibt es einen Bereich, wo dieses Prinzip am deutlichsten wird?
Am besten verdeutlicht sich das in der Implantologie. Dem Patienten werden lästige Abdrücke erspart, am digitalen Zwilling kann der Patient miterleben, wie das bestmögliche Ergebnis in seinem individuellen Fall entsteht. Er sieht somit das mögliche Endergebnis schon, bevor es los geht. Die Operation erfolgt zunächst virtuell, so dass der Patient sieht, warum welches Implantat wo platziert wird.

Worin liegen die konkreten Vorteile?
Durch virtuelle Korrekturmöglich­keiten werden 80 % eines sonst nötigen Knochen­aufbaus eingespart. Die Übertragung des Opera­tions­ergebnisses erfordert in 90 % der Eingriffe kein Aufschneiden der Schleimhaut, da endoskopisch gearbeitet wird. Nach der Einheilzeit der Implantate bekommt der Patient wiederum ab­druck­frei einen Prototyp, der digital hinterlegt ist. Dieser besteht aus Kunststoff und wird vom Patienten mindestens eine Woche getestet, bevor der Datensatz rein maschinell in höchster Präzision 1 : 1 in Keramik überführt wird. Dadurch testet der Patient die Funktion und kann auch mit seinen Mitmenschen sein Aussehen diskutieren. Bei Bedarf kann der Zahnersatz verändert werden.

Wie geht es dem Patienten nach dem Eingriff?
Nach dem Nachlassen der Spritze kann der Patient sofort wieder am Leben teilnehmen, kann essen, trinken, sprechen und arbeiten. Ähnliche Behandlungen auf herkömmlichen Wegen sind nicht nur wesentlich teurer, sie dauern auch meist länger. Zudem hat der Patient dank der Präzisionsarbeit eine wesentlich geringere Leidenszeit zu durchleben. Bei einzelnen Zähnen sind es durchschnittlich ein Tag und eine Schmerztablette, bei komplexen Fällen durchschnittlich drei Tage.

Gibt es noch andere Bereiche?
In der digitalen Zahnmedizin dental 4.0 wird vom Patienten ein Datencontainer angelegt. Mit diesem kann automatisiert das Diagnostik-Monitoring sowie die Therapie durchgeführt werden. Kleinste krankhafte Veränderungen werden frühzeitig erkannt. Die Behandlung ist dadurch schonender sowie wesentlich weniger aufwändig und kostenintensiv.

Worin sehen Sie die größten Probleme, um diesen Weg zu beschreiten?
Das größte Problem für eine zahnmedizinische Ein­richtung ist die Kompatibilität aller Komponenten der Praxis. Wird in ein Gerät investiert, das nicht kompatibel ist, muss eine mög­licherweise sehr teure Maschine unter erheblichem Aufwand für den Einzelfall immer wieder neu in den Workflow integriert werden. Das kostet unendlich viel Zeit und Nerven. Sollte dann der Work­flow einigermaßen laufen, kommt ein neues Update oder ­noch schlimmer ein Upgrade, woraufhin alles erneut programmiert werden muss. Dadurch wird der Workflow unterbrochen und das ohnehin teure Gerät erzeugt keine Entlastung, sondern letztendlich erhebliche Kosten. Das Wichtigste vor der Digitalisierung ist also eine sehr gute Planung. Sonst endet die Umstellung als große Kostenfalle, wobei die Kosten zwangs­läufig an die Patienten weitergegeben werden müssen.

Zahnarztpraxis Dr. med. dent. Conrad Kühnöl
Bayreuther Straße 30, 01187 Dresden
Telefon: 0351 471 09 70
www.kuehnoel.de

Redaktion: Philipp Demankowski

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