Das Vogtland im Louvre – Aber klar!

Fabrik der Fäden in Plauen/Vogtland / Erlebniswelt Musikinstrumentenbau / Fotos: Archiv TVV / D. Rückschloss, Archiv Musicon Valley e.V.
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„Im Louvre wird man nur ausgestellt, wenn man tot ist.“ Das dachte Bernd Erdmann aus Weischlitz, bevor er von der Ausstellung „Sachsen in Paris“ gehört hatte. Inzwischen weiß er es besser, denn gleich vier vogtländische Attraktionen sind ab dem 13. Mai für einen Monat im Carrousel des weltberühmten Museums zu sehen. Eigentlich sind es fünf, denn die Firma Erdmann Sauna & Spa GmbH aus Weischlitz bringt noch ein exklusives Ausstellungsstück mit.

Doch der Reihe nach: Bernd und Nicole Erdmann erfuhren bei der Messe „WEITSICHT 2025“ in Dresden von Roland Hess, dass sich das Bundesland Sachsen als erstes deutsches Bundesland in Paris präsentieren darf. Die beiden waren sofort Feuer und Flamme und han­­del­ten vier der 22 großformatigen Bilder für ihre Heimat heraus.

Bernd & Nicole Erdmann (Erdmann-Sauna) – Foto: © Marco Müller / Rock Classics an der Göltzschtalbrücke – Foto: © seeyou design – Carsten Steps

Erdmanns sind Botschafter des Vogtlandes und tragen ihre Liebe zur Region in die Welt hinaus. Die Bilderschau in der Nobeleinkaufsmeile des Louvre kam ihnen wie gerufen. Zurück zu Hause gingen Bernd Erdmann und seine Tochter auf die Suche nach den Bildpaten und Sponsoren. „Die erste Zusage kam von den Staatsbädern, die eine Chance zur Werbung für das neue Image als Königliche Anlagen sahen“, so Bernd Erdmann.

Bei der Mu­sik­­­­instru­men­ten­firma GEWA stieß Erdmann auf offene Ohren und erfuhr: Frankreich ist der zweitgrößte Markt für das weltweit tätige Unternehmen und die Tochter des Geschäftsführers lebt in Paris. Beste Voraussetzungen also. „Hätte mir vor drei Monaten jemand erzählt, dass wir unsere Sauna im Louvre präsentieren, ich hätte gesagt ‚jaja, redet nur‘. Für mich ist das alles noch ein wenig unwirklich“, erklärt Nicole Erdmann. Sie ist des Lobes voll über die Akteure, die gemeinsam Ideen entwickeln, um die Heimat zu repräsentieren. „Wir sehen, wie begeisterungsfähig die Menschen sind und für eine gute Sache zusammenstehen. Mir fällt nichts Tolleres ein, das wir in den letzten Jahren hier gemacht haben.“

Plauen und Paris – da war doch was!
Bei der ersten Weltausstellung 1900 erhielt die Plauener Spitze in Paris den Grand Prix. „Die Spitze hat den Grundstock für Plauens Reichtum gelegt. Jetzt nach 125 Jahren kehrt sie nach Paris zurück“, freut sich Bernd Erdmann. Was zeichnet die berühmte Plauener Spitze aus? Der Fachdirektor des Vogtlandmuseums, Sebastian Dressel, erklärt: „Die erste unter dem Begriff ‚Dentelles de Saxe‘ 1881 bekannt gewordene Spitze aus Plauen war eine Tüllspitze, bei der mit der Stickmaschine ein Muster auf Tüll gestickt wurde. Die Plauener Spitze war also von Anfang an eine Maschinenstickerei. “

Die Berühmtheit der Plauener Spitze rührt aus der Zeit um 1900, in der Plauen aufgrund der florierenden Stickerei- und Spitzenindustrie zur Großstadt expandierte und zur Spitzenstadt wurde. „Für die Plauener Stickerei- und Spitzenindustrie war der Pariser Modemarkt der wichtigste Impulsgeber und Absatzmarkt“, sagt Sebastian Dressel. Die internationalen Handelsbeziehungen dieser Jahre sind trotz der großflächigen Zerstörung Plauens im Zweiten Weltkrieg noch immer architek­tonisch im Stadtbild ablesbar, zum Beispiel an den verschiedenen Ausprägungen des Jugendstils. Die Tradition der Spitzenherstellung wird bis heute fortgeführt.

Göltzschtlbrücke / Foto: © Archiv TVV Sebastian Theilig

Die Göltzschtalbrücke – ein Meisterwerk der Ingenieurbaukunst
Was haben Louvre und Göltzschtalbrücke gemeinsam? Mit 72.735 Quadratmetern Fläche und rund zehn Millionen Besuchern ist der Louvre das größte und meistbesuchte Kunstmuseum der Welt. Die 1846 bis 1851 aus 26 Millionen Ziegelsteinen gebaute Göltzschtalbrücke ist die größte Ziegelsteinbrücke der Welt. Als der Unternehmer Hagen Sczepanski durch Bernd Erdmann von dem Projekt Louvre erfuhr, setzte er mit dem Anruf bei Netzschkaus Bürgermeister Mike Purfürst, der zugleich Vorsitzender des Fördervereins Göltzschtalbrücke ist, eine Lawine in Gang. In einer Sondersitzung des Vorstandes wurde die Teilnahme an der Ausstellung einstimmig bestätigt. Erste Finanzierungsangebote gingen ein. Sponsoren wurden in Unternehmen, bei der Kulturstiftung Mylau, den Reichenbacher Stadtwerken und der städtischen Woh­­nungs­­­bau­gesellschaft und in der Mittelstandsvereinigung und im Städte­­verbund Nördliches Vogtland gefunden. Ein Arbeitsstab begann mit den Vorbereitungen auf die Ausstellung. „Wir haben nach Leuten für die Standbetreuung gesucht. Nach kurzer Zeit hatten wir drei Wochen fix“, freut sich Sara Grasnick, die gemeinsam mit ihrem Mann Jan die Eröffnungswoche rockt.

Sie konnte Jean Mathonnet, einen Geografiestudenten der Sorbonne zur Mitwirkung gewinnen. Jean will weitere Pariser Studenten begeistern, die im Louvre-Carrousel Leute ansprechen und beim Übersetzen helfen. Jan Grasnick kreierte ein T-Shirt mit dem Vereinslogo. Postkarten mit einem Gewinnspiel werden gedruckt, Infomaterial zusammengestellt. Geworben wird auch für die Veranstaltung Rock Classics, eine außer­gewöhnliche Symbiose aus Rockmusik und Orchestersound, die jedes Jahr am Pfingstsamstag vor der großartigen Brückenkulisse Tausende Besucher anzieht. Die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach tritt mit Musikband sowie Gesangssolisten und einem unverwechselbaren Sound auf.

Redaktion: Petra Steps

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