Mondän und modern: Im Gespräch mit Ingeborg Schöpf
Sie ist eine echte Persönlichkeit in der Dresdner Kulturlandschaft. Immerhin prägt Ingeborg Schöpf seit über 25 Jahren die Dresdner Staatsoperette, die sie mit ihrer unverwechselbaren Leidenschaft und Hingabe bereichert.
Ursprünglich aus Österreich stammend, begann sie ihre Karriere auf einem ungewöhnlichen Weg: Nach einer Ausbildung als Chemielaborantin und einem Studium der Biotechnologie folgte sie ihrer wahren Berufung – der Musik. Heute ist sie als Sängerin, Schauspielerin und Botschafterin der Operette nicht mehr wegzudenken.
Mit ihrem erfolgreichen Soloabend „Heut‘ Abend lad‘ ich mir die Liebe ein“ (in Anlehnung an das berühmte Chanson von Zarah Leander) zeigt Ingeborg Schöpf Anfang 2025, wie mondän, aber auch wie modern Operette sein kann. Bei ihrem Soloabend wird sie von Klavier, Cello und Violine begleitet. Doch auch auf anderen Wegen prägt sie Dresden. So engagiert sie sich als Kuratoriumsmitglied des „Sonnenstrahl e.V. Dresden – Förderkreis für krebskranke Kinder und Jugendliche”.
Sie sind eine feste Größe der Dresdner Staatsoperette und ein Gesicht, das viele mit dem Haus verbinden. Was bedeutet Ihnen die Staatsoperette?
Die Dresdner Staatsoperette ist mein berufliches Zuhause und ein Ort, der meine Leidenschaft für die Operette seit über 25 Jahren trägt und inspiriert. Das Besondere an diesem Haus ist, dass es die Operette in ihrer Vielfalt bewahrt, aber gleichzeitig auch modern interpretiert. Operette ist eine Kunstform, die tief aus der Seele kommt und Geschichten voller Emotionen erzählt. Für mich ist es ein großes Glück, Teil dieses einzigartigen Hauses zu sein.
Sie haben vor Kurzem einen Soloabend mit dem Titel „Heut‘ Abend lad‘ ich mir die Liebe ein“ präsentiert. Was macht diesen Abend so besonders?
Der Soloabend ist für mich ein Herzensprojekt. Es ist ein Programm, das von Klavier, Cello und Geige begleitet wird. Im Mittelpunkt stehen Lieder und Geschichten aus den 1920er bis 1940er Jahren, die mich inspirieren. Dabei lehne ich mich ganz bewusst an die großen Diven wie Zarah Leander oder Marlene Dietrich an, zeige aber in erster Linie meine ganz persönliche Perspektive. Die Liebe in ihren vielen Facetten ist der rote Faden des Abends, verbunden mit meinen Erlebnissen und der Musik, die mich geprägt hat.

Wie kam es dazu, dass Sie sich so sehr der Operette verschrieben haben?
Die Operette hat mich von Anfang an begeistert. Meine erste Gesangslehrerin hat früh erkannt, dass die Operette meine Stimme und mein Wesen besonders gut zur Geltung bringt. Sie sagte einmal, ich hätte das, was man als „Unterleib“ in der Operette bezeichnet – diese tiefe, emotionale Verbindung zur Musik, die direkt aus der Seele kommt. Diese Leidenschaft hat mich nie losgelassen, und ich fühle mich in dieser Kunstform zu Hause.
Die Staatsoperette Dresden hat in den letzten Jahren eine spannende Entwicklung erlebt, vor allem durch den Umzug ins Kraftwerk Mitte. Wie haben Sie diesen Wandel erlebt?
Der Umzug war eine große Veränderung, die ich aber sehr positiv sehe. Das Kraftwerk Mitte ist ein beeindruckendes Areal, das Kunst, Kultur und Gastronomie vereint. Für die Staatsoperette bietet der neue Standort fantastische Möglichkeiten, sei es durch die moderne Technik oder die Nähe zu anderen Kultureinrichtungen wie dem Theater Junge Generation. Ich habe mich auch persönlich für den Erhalt und den Umzug des Hauses eingesetzt, da es mir wichtig war, dass die Operette in Dresden weiterhin einen festen Platz hat.
Sie engagieren sich stark für den Verein „Sonnenstrahl e.V. – Förderkreis für krebskranke Kinder und Jugendliche”.
Seit 2016 bin ich Kuratoriumsmitglied bei „Sonnenstrahl e.V.”, einem Verein, der krebskranken Kindern und ihren Familien hilft. Der Verein leistet großartige Arbeit, sei es durch die Bereitstellung von Unterkünften für betroffene Familien in Kliniknähe oder durch die Finanzierung wichtiger Projekte, wie z. B. dem Bau des „Haus Sonnenstrahl” mit Therapie- und Behandlungsräumen auf dem Gelände des Uniklinikums. Als Künstlerin kann ich zwar nicht direkt große Summen spenden, aber ich kann durch Benefizveranstaltungen und kulturelle Aktionen helfen, Aufmerksamkeit und Spenden zu generieren. Das Engagement für diesen Verein ist mir eine Herzensangelegenheit.
Welche Projekte beschäftigen Sie gerade?
Ich bin besonders stolz auf meinen Soloabend und freue mich, dass er so gut angenommen wird. Gleichzeitig arbeite ich an einem neuen Projekt, bei dem ich „Die Fledermaus“ aus der Sicht von Rosalinde erzählen möchte. Es wird eine Mischung aus Musik und Text, die eine neue Perspektive auf dieses Meisterwerk eröffnet. Daneben stehen im nächsten Jahr viele Jubiläen an, wie die Geburtstage von Lehar und Strauß, die natürlich entsprechend gefeiert werden.

Die Operette wird oft als „leichte Muse“ bezeichnet, aber sie verlangt viel von den Künstlerinnen und Künstlern. Wie sehen Sie die Herausforderungen dieser Kunstform?
Die Operette ist alles andere als leicht! Sie verlangt nicht nur musikalisches Können, sondern auch schauspielerisches Talent und oft auch tänzerische Fähigkeiten. Außerdem muss man die Operette mit Herzblut singen, sonst wirkt sie schnell oberflächlich. Leider wird sie manchmal unterschätzt, aber ich denke, dass sich das Bild langsam ändert. An der Staatsoperette Dresden gibt es viele talentierte junge Kolleginnen und Kollegen, die diese Kunstform mit Leidenschaft weitertragen.
Wie sieht es mit dem Nachwuchs im Publikum aus? Kommen auch junge Menschen in Ihre Vorstellungen?
Ja, definitiv! Besonders durch Musicalproduktionen wie „Show Boat” oder Programme wie die Premierenklasse, bei der Schülerinnen und Schüler eine Produktion begleiten können, sprechen wir auch ein jüngeres Publikum an. Außerdem erleben wir, dass Familien mit Kindern oft unsere Weihnachts- oder Ballettproduktionen besuchen. Das zeigt, dass die Operette keineswegs „altmodisch“ ist, sondern alle Generationen begeistern kann.
Für die Langfassung des Interviews empfehlen wir Ihnen unseren Podcast topcast. Sie finden ihn unter www.top-magazin-dresden.de oder beim Podcast-Anbieter Ihres Vertrauens.
Interview: Philipp Demankowski