„Let’s Talk about Mountains“
Filmische Ansichten von Nordkorea im Deutschen Hygiene-Museum Dresden
Bei Nordkorea drängt sich uns schnell die Vorstellung eines rückständigen totalitären Führerstaats mit Menschenrechtsverletzungen, Ernährungskrisen und militärischen Drohgebärden auf. Doch wie denken Nordkoreanerinnen über ihr Leben? Über welche Themen ist ein Austausch möglich und wo liegen dabei die Grenzen des Sagbaren? Was können wir verstehen? Die Berglandschaften der koreanischen Halbinsel prägen und verbinden ein Land, das seit fast 80 Jahren geteilt ist. In der zehn Kapitel umfassenden Sonderausstellung „Let’s Talk about Mountains“ im Deutschen Hygiene-Museum erzählen Menschen vor Ort über Berge, Naturerfahrungen und ihre Identität in Nordkorea. Gegliedert in „Stadtberge”, „Kunstberge”, „Pädagogische Berge”, „Ideologische Berge”, „Der Berg der Berge”, „Rutschende Berge”, „Skiberge”, „Fröhliche Berge”, „Sächsische Berge” und den „Raum der Reflexion” beleuchten die Filmbegegnungen auch Momente vertrauter Nähe trotz scheinbar unüberbrückbarer systemischer Unterschiede. Sie bieten Einblicke in nordkoreanische Lebenswelten auch jenseits stereotyper Bilder.
Die etwa drei Millionen Bewohner der Hauptstadt Pjöngjang nutzen den im Herzen der Stadt gelegenen Moranbong-Park – einen populären Stadtberg – am Wochenende gern als Aussichtspunkt. Das Mansudae-Kunststudio in Pjöngjang ist eine Manufaktur mit rund 4.000 Künstlerinnen, die Kunst im Auftrag des Staates erschaffen. Realistische Berglandschaften prägen dabei Nordkoreas Landschaftsmalerei. Schon im Kindergarten wird das Lied vom „Berg der Revolution“ gesungen.
Der mit 2.744 Metern höchste Gipfel der koreanischen Halbinsel Paektusan gilt als heiliger Geburtsort der Revolution. 1984 sah Kim Il-sung bei einem Staatsbesuch in Dresden und dem Elbsandsteingebirge erstmals Felskletternde. Beeindruckt von deren Kletterkünsten, lud der nordkoreanische Staatsführer die Sportler aus der DDR in sein Land ein. Vier sächsische Bergsteiger*innen berichten von ihren Eindrücken und persönlichen Grenzerfahrungen im ehemaligen sozialistischen Bruderstaat, den sie in der DDR-Zeit kletternd erkundeten.
Kinder ab 9 Jahren können die Ausstellung in einer interaktiven Hörführung entdecken. In allen Abteilungen „spricht“ jeweils ein markanter Gegenstand (z.B. Flugticket, Besen oder Wanderstock) über das Alltagsleben in Nordkorea.
LET’S TALK ABOUT MOUNTAINS
Filmische Ansichten von Nordkorea
Ausstellung bis 26. Mai 2024
Deutsches Hygiene-Museum, Lingnerplatz 1, 01069 Dresden
Öffnungszeiten: Di-So, Feiertage 10-18 Uhr