Vier Vorreiter für mehr Nachhaltigkeit
„the nu company”, „Nicama”, „Unipolar” und „WindelManufaktur” als spannende Beispiele eines neuen Denkens in der Wirtschaft.
Das „Grüner leben“-Special unserer Frühjahrsausgabe hat aufgezeigt, wie stark der Wille zu mehr Nachhaltigkeit unsere Lebensbereiche bereits durchdringt. Ressourcenschonung und soziale Gerechtigkeit sind natürlich auch in der Arbeitswelt angekommen. Immer mehr setzt sich in den Unternehmen die Philosophie durch, dass Geschäftserfolg nur auf Basis von nachhaltigen Prinzipien erlangt werden kann. Doch noch braucht es Vorreiter. Best Practice nennen das die Wirtschaftstheoretiker. Firmen also, die vorangehen, die mit ihren Ideen einen wichtigen Beitrag für das große Zukunftsprojekt Klimawandel leisten. Das sind Firmen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen unser Leben lebenswert machen. Und die gibt es natürlich auch in Dresden. Wir wollen einige der spannenden Projekte vorstellen.
the nu company
Mit Schokoriegeln Wälder retten kann man mit den Produkten des Dresdner Start-ups „the nu company”. 2016 von drei Wirtschaftsingenieuren gegründet, zeigt das Unternehmen das klimapositives Wirtschaften keine Utopie ist. „Wir wollen, dass jedes Piepen an der Kasse zu einem Signal für eine gesündere und grünere Welt wird“, bringen die drei Gründer Thomas Stoffels, Mathias Tholey und Christian Fenner ihre Mission auf den Punkt.
Dafür setzen sie in Zusammenarbeit mit der Organisation Eden Projects auf Aufforstungsprojekte, durch die bei jedem der leckeren Schokoriegel ein Baum in Madagaskar, Haiti und Nepal gepflanzt wird. Doch damit nicht genug: Auch fair gehandelter Kakao und ein minimaler CO2-Fußabdruck während der Produktion bis hin zur plastikfreien Verpackung gehören zu den Nachhaltigkeitsprinzipien von „the nu company”. Und das rentiert sich. Seit März 2018 verkaufte das Unternehmen über 180.000 Riegel. Dabei konnten genauso viele Bäume gepflanzt werden. Und die Erfolgsgeschichte geht weiter. Neben acht Sorten Schoko- und drei Sorten Müsliriegel gibt es inzwischen auch zwei Proteinriegel und drei verschiedene Proteinshakes.
Nicama
Am Anfang war das Bienenwachstuch. Nachdem das junge Dresdner Start-up „Nicama” die plastikfreie Alternative zu Frischhaltefolie und Co aus regional erzeugtem Bienenwachs entwickelte, wurde es zunächst auf Weihnachtsmärkten und bald bei immer mehr Dresdner Einzelhändlern vertrieben. Die vier Gründer Jannis und Lucca Hillesheim, Leander Hoyer sowie Zeno Kakuschke hatten Feuer gefangen.
Der nächste Schritt zu ihrem Beitrag für weniger Plastik in unserem Leben war das feste Shampoo Nicama, das der Firma schließlich ihren Namen gab. Die seifenförmige Naturkosmetik ist gegenüber handelsüblichen flüssigen Shampoos viel ergiebiger. Je nach Haarlänge und Waschgewohnheit spart man ungefähr zwei Plastikflaschen pro Shampoo. Zudem wird nicht nur bei der Verpackung, sondern auch bei der Herstellung komplett auf Mikroplastik verzichtet. Auch in Sachen Regionalität und Transparenz lässt sich Nicama nicht lumpen. Alle Produkte werden in Dresden hergestellt und sind zu 100 Prozent biologisch abbaubar. Beispielhaft ist auch das Engagement bei der 1plus1-Aktion der Initiative Cleanhub. Durch den Kauf eines Produktes wird 100 Gramm Plastik in Südindiens Küstenregionen eingesammelt, wobei die Käufer über einen QR-Code nachverfolgen können, wo die Hilfe genau ankommt.
Unipolar
Eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte ist auch die Story hinter „Unipolar”. Das Modelabel wurde im Mai 2015 vom Physiker Dr. Steve Kupke gegründet, der seine Liebe zur Wissenschaft in die Ästhetik der Kleidungsstücke von Unipolar integriert hat.
So gibt es T-Shirts mit Texten zu den Newtonschen Gesetzen, kopiert aus alten Büchern. Oder z.B. Longsleeves mit farbenfrohen, elektromagnetischen Wellen. Ein Renner sind auch die Prints mit chemischen Kolben. Ganz klar, die engere Zielgruppe sind Wissenschaftsbegeisterte und Geschichtsinteressierte, Studierende, Absolventen sowie Dozenten und Professoren. Doch auch darüber hinaus begeistern sich immer mehr Kunden für die wissenschaftlichen Klamotten. Auch weil diese mit gutem Gewissen getragen werden können. Die Herstellung erfolgt zu fairen Arbeitsbedingungen und ist bio-zertifiziert. Nach einer erfolgreich verlaufenen Crowdfunding-Kampagne im Herbst 2015 gibt es inzwischen sogar einen Unipolar Pop-Up-Store in Dresden-Mitte, direkt neben dem Kraftwerk Mitte. Und damit nicht nur Dresdner ihren Spaß an der Wissenschaft spazieren führen können, werden die Kleidungsstücke inzwischen auch im Online-Shop deutschlandweit verkauft.
WindelManufaktur
Stoffwindeln sind nicht nur eine ökologische Alternative zu konventionellen Wegwerfwindeln. Sie sorgen als angenehmer Nebeneffekt dafür, dass Babys auch mit Hygieneartikeln hübsch herausgeputzt aussehen. In Dresden hat sich die WindelManufaktur der Herstellung der textilen Schutzhöschen verschrieben. Hinter der Idee steckt natürlich eine Mama. Nachdem Stephanie Oppitz 2012 den Stoffwindelmarkt mit unzufriedenem Ergebnis sondierte, war die Tüftelleidenschaft der Architektin geweckt. „Ich wollte Stoffwindeln, die sowohl auslaufsicher als auch schön und zudem einfach zu handhaben sind“, sagt Stephanie Oppitz.
Bald entstand ein Berg von Prototypen, der fleißig im Familien- und Bekanntenkreis getestet wurde. Übrig blieb schließlich das Drei-in-Eins-System mit einer Saugeinlage, einer Innenwindel als wasserdichtem Nässeschutz und einer Außenwindel als schön anzuschauende Außenhülle. Seitdem kamen noch viele verschiedene Produktvarianten hinzu, die alle im eigenen Atelier in Dresden entworfen und von Hand gefertigt werden. Das Team setzt sich dabei aus Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religionen zusammen. Kulturelle Vielfalt wird also großgeschrieben. Genauso wie Nachhaltigkeit bei der Wahl der Materialien, die bewusst aus demokratischen Ländern mit fairen Produktionsbedingungen kommen.
Redaktion: Philipp Demankowski