Hörakustik Adrian Rößger in Meißen: Hören ist Lebensfreude!

© Bastian Hanitsch
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Adrian Rößger über die Bedeu­tung des Hörsinns und die Zukunft der Hörakustik

Seit fast drei Jahrzehnten ist Adrian Rößger in der Hörakustik tätig und gründete 2016 sein eigenes Geschäft in Meißen. Für ihn bedeutet Hören mehr als nur das Wahr­nehmen von Geräu­schen – es ist ein Schlüs­sel zur Lebens­freude und sozialen Interaktion. In unserem Interview spricht Adrian Rößger über die Bedeutung des Hörsinns, die beeindruckenden Fortschritte in der Hörgeräte­techno­logie und seine Leiden­schaft für die Stadt Meißen.

Laut Ihrer Firmenphilosophie bedeutet Hören Lebensfreude. Warum ist gutes Hören so wichtig für unsere Lebensqualität?
Adrian Rößger: Der Hörsinn ist ein wichtiger Sinn, denn er verbindet uns miteinander und ist essen­tiell für die soziale Interaktion. Kants berühmter Spruch „Sehen verbindet mit den Dingen, Hören verbindet die Menschen” ist zwar schon etwas abgedroschen, aber wahr. Hören ist nicht bloß Sprache, sondern auch Emotion. Ich persönlich verbinde den Begriff des Hörens auch mit der Natur, mit Familie, Lachen oder Musik. Verlieren wir unseren Hörsinn, verlieren wir auch ein großes Stück unserer Lebensqualität. Wir fangen an, uns zurückzuziehen und verpassen dadurch die Möglich­keit, mit anderen zu interagieren. Hören ist wichtig, um das Leben in all seinen Facetten erleben und genießen zu können.

Ist das auch der Grund, der Sie dazu inspiriert hat, in die Hörakustik-Branche einzusteigen?
Adrian Rößger: Im Grunde habe ich einen Beruf gesucht, der Technik und Menschen miteinander verknüpft. Ich kann Men­schen helfen und das mittels inno­vativer Technologien. Es ist in den letzten dreißig Jahren wirklich nie langweilig geworden!

Wie können moderne Hörgeräte das Leben verbessern? Gibt es technische Entwicklungen, die besonders spannend sind?
Adrian Rößger: Die Entwicklung ist stetig. Wir haben mit analoger Technologie angefangen, einfache Hörverstärker einzustellen. Durch die Mikroelektronik sind die Geräte so klein geworden, dass man sie kaum noch sieht. Natürlich kann ein Hörgerät heute viel mehr als früher. Heute kann man damit telefonieren, streamen, Musik hören oder Schritte zählen lassen. In unserer Branche spielt die Künstliche Intelligenz eine große Rolle. Durch die starke Geräuschfilterung in modernen Hörgeräten kann man sogar noch besser hören als ohne Hörgerät.

Handgefertigte Hörsysteme können wie edle Schmuckstücke aussehen / Fotos: Bastian Hanitsch

Seit wann beobachten Sie diese Entwicklung?
Adrian Rößger: Ich habe 1996 angefangen, also liegen fast dreißig Jahre Hörakustik­geschichte in meinem Herzen! 2016 gründete ich mein eigenes Geschäft hier in Meißen. Ich habe also die ganze Entwicklung bis zur Herstellung kleinster Im-Ohr-Hör­systeme und maßgefertigter, eleganter Schmuckstücke mitbekommen.

Das ist vergleichbar mit Brillen, die irgendwann zum Mode­accessoires avanciert sind, um von ihrer eigentlichen Funktion abzulenken…
Adrian Rößger: Die Idee, aus Hörgeräten gleichzeitig Schmuck­stücke zu machen, gab es schon in den 90ern, aber durch die Digitaldrucktechnik kann man heute mehr Ideen schneller und präziser umsetzen. Wir arbeiten mit verschiedenen Labo­ren zusammen und lassen dort teilweise von uns selbst designte, einzigartige Schmuckstücke herstellen.

Welche Rolle spielt die individuelle Anpassung von Hörgeräten? Wie stellen Sie sicher, dass jeder Kunde die optimale Lösung findet?
Adrian Rößger: Zuerst schildert der Kunde seine subjektiven Erfahrungen, dann klärt die Audiometrie, was tatsächlich an Defiziten da ist. Anschließend geht es da­rum, das Hörgerät an die individuellen Wünsche und den Lebens­stil anzupassen. Ist jemand viel auf Reisen, erlebt er viele unter­schied­liche Hörsituationen, auf die das Gerät eingestellt werden muss. Glücklicherweise gibt es heute Hörgeräte, die Geräusch­­kulissen erkennen und dementsprechend darauf reagieren. Die Einstellung erfolgt mit einer speziellen Methode namens Hör­sence. Das ist ein individueller, subjektiver Abgleich des Hörerle­bens. Wir können in dem akustisch optimierten Raum, in dem wir gerade sitzen, verschiedene Hör­situationen in unglaublich guter Hörqualität erzeugen, wie zum Beispiel einen Restaurantbesuch, ein Klavierkonzert, sogar eine Hubschrauber­landung,

Kann man selbst etwas dafür tun, um besser zu hören?
Adrian Rößger: Man muss natürlich seine eigenen Erfah­rungen sammeln und regelmäßig Hörtrainings absolvieren, um sein Gehirn wieder an die Geräusche zu gewöhnen. Wir verwenden die App soniTon Hörtraining, die Trainingsmodule zum Trainie­ren und Therapie­ren von Hörstörungen beinhaltet und die speziell auf die kognitiven Fähigkeiten des Nutzers zugeschnitten ist. Man kann zuhause trainieren und somit schneller zum Hörziel kommen. Wir empfehlen, einmal im Jahr einen Abgleich zu machen, um zu gewährleis­ten, dass das Hörbild noch mit der Einstellung zusammenpasst.

Das unterscheidet Sie vermutlich von den großen Hörgeräteketten?
Adrian Rößger: Ja, denn über die Jahre entsteht ein echtes Vertrauens­verhältnis zum Kunden. Man kennt den Verlauf seiner Krankheitsgeschichte und kann viel besser auf Änderungen reagieren. Manchmal wandeln sich mit einem neuen Hobby oder einem anderen Beruf auch die Ansprüche und Bedürfnisse, auf die man dann eingehen muss. Man kann unsere Hörgeräte auch mit neuer Software upgraden.

Seit fast drei Jahrzehnten ist Adrian Rößger in der Hörakustik tätig / © Bastian Hanitsch

Was erwarten Sie von der Zukunft in Ihrer Branche, wenn sich die KI in rasanter Geschwindigkeit weiterentwickelt?
Adrian Rößger: Das Wichtigste ist das Sprachverstehen, besonders in Gesellschaft. Die Wirksamkeit der Parameter werden sich durch die KI immer weiter verbessern lassen, weil das Hörgerät so mit jeder neuen Situation dazulernt.

Wann sollte man zum Hörgeräteakustiker gehen?
Adrian Rößger: So früh wie möglich, um Verluste noch ausgleichen zu können. Die Realität sieht da leider anders aus. Die Leute brauchen unterschiedlich lange, um sich einen Hörverlust überhaupt einzugestehen.

Was mögen Sie besonders an Meißen?
Adrian Rößger: Ich habe mich einfach in diese Elbseite, in die Manufaktur und die ganze Historie verliebt! Diese Stadt hat so viel Potenzial. In den letzten Jahren ziehen immer mehr Leute hierher, um hier zu leben oder um eigene, teilweise wirklich ganz besondere Geschäftskonzepte umzusetzen. Ich glaube, in Meißen hat man eine tolle Lebensqualität und kann gut dem Stress der Großstadt entfliehen. Im Frühjahr und Sommer gibt es einige Festivals, die es sich auf jeden Fall zu besuchen lohnt!

Hörakustik Adrian Rößger
Gerbergasse 4, 01662 Meißen
Telefon: 03521 476 05 91
www.hoerakustik-roessger.de

Interview: Sabine Dittrich

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