Kunstlinse statt Brille

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Der Einsatz von Multifokallinsen ermöglicht eine neue Qualität des Sehens für die Patienten. Und das ohne Brille. Dr. med. Anne Lux vom AugenCentrum Dresden in der Centrum-Galerie erklärt, welche Patienten von den Kunstlinsen profitieren und wie der Eingriff abläuft.
Für welche Patienten ist der Einsatz von Multifokallinsen interessant?

Dr. med. Anne Lux: Prinzipiell für jeden. Diese Linsen sind besonders für Patienten interessant, die bei beginnender Altersweit­sichtigkeit auf eine Lesebrille verzichten wollen. Wenn die Zeitung immer weiter weg gehalten werden muss, damit der Text richtig erkannt wird, kann man darüber nachdenken. Auch Patienten mit einem bereits bestehenden Grauen Star, die nicht nur im Nah­bereich, sondern auch in der Ferne Verschlechterungen bemerken und die deshalb bereits eine Brille tragen, können wir mit Multifokallinsen helfen. Man muss sich aber vergegenwärtigen, dass der Einsatz von Multifokallinsen mit dem Verlust der kör­pereigenen Linse verbunden ist.

Dr. med. Anne Lux vom AugenCentrum Dresden / Foto: Art Arminum
Eignet sich der Einsatz der künstlichen Linsen auch für junge Patienten?

Für stark kurz- oder weitsichtige junge Patienten kann der Einsatz der Multifokallinse eine Möglichkeit sein, um brillenfrei zu werden. Bei jungen Menschen ist die Akkommodations­fähigkeit der Linse üblicherweise noch gegeben. Die Linse kann sich also noch in ihrer Form verändern und das Bild auf die jeweilige Entfernung hin scharf stellen. Vor diesem Hintergrund muss man gut abwägen, ob der Schritt richtig ist, diese noch gesunde Linse wirklich zu entfernen. Wenn aber andere Therapien zur Erlangung der Brillenfreiheit nicht in Frage kommen, dann ist das die Lösung.

Gibt es Ausschlusskriterien für die Operation?

Es gibt anatomische Ausschlusskriterien am Auge. Wenn etwa eine Hornhaut- oder Netzhauterkrankung vorliegt. Auch wenn die Augen wie beim Schielen nicht harmonisch miteinander arbeiten, macht die Behandlung keinen Sinn. Zudem sollte man eine relativ entspannte Persönlichkeit mit sich bringen. Denn das Sehen mit einer künstlichen Linse hat schon eine andere Qualität, an die man sich erst einmal gewöhnen muss. Die Linsen haben verschiedene Zonen unterschiedlicher Brechkraft. Unser Gehirn lernt dann, sich auf das Fern- oder das Nahbild zu konzentrieren, was auf jeden Fall passiert, aber mitunter eine kleine Weile dauern kann. Das Sehen wird gewissermaßen noch einmal neu gelernt. Ungeduldige Geister, die sofort Ergebnisse brauchen, könnten damit überfordert sein.

Was läuft der Eingriff genau ab?

Der Patient wird bei uns im AugenCentrum in der Trompeterstraße im ambulanten OP-Bereich ohne Spritze am Auge, sondern nur mit einem Gel betäubt. Der Eingriff an sich dauert dann keine zehn Minuten. Die körpereigne Linse wird entweder mit der herkömmlichen Methode, der sogenannten Phakoemulsi­fikation, oder unter Zuhilfenahme des hochmodernen Femto­sekundenlasers entfernt. Danach wird die neue Linse ins Auge eingebracht.

Was sollte man nach der Operation beachten?

Der Patient kommt am ersten Tag nach der Operation und dann in individuellen Abständen zur Kontrolle. Am Anfang nimmt er Augentropfen, die die Wundheilung unterstützen. Mit Wasser und Schmutz sollte man beispielsweise in den ersten zwei Wochen Vorsicht walten lassen, damit keine Keime ins Auge gelangen. Über die weiteren Verhaltensweisen klären wir unsere Patienten vor und auch nach der Operation sorgfältig auf.

Handelt es sich bei dem Eingriff um eine Kassenleistung?

Nicht komplett. Die Krankenkassen übernehmen zwar die Kosten für die Operation als solche und das Einsetzen einer Standardlinse, mit der ein scharfes Sehen entweder in der Ferne oder in der Nähe möglich ist. Die Kosten für eine Multi­fokallinse inklusive Kalkulation und Fertigung sind jedoch privat zu zahlen.

www.augencentrum-dresden.de

LEITUNGEN AUF EINEN BLICK
Grauer Star und Linse I Korrektur von Fehl­sichtig­keiten
Linsenoperation mit dem Femtolaser I Augendiagnostik I Sehschule
Grüner Star I Makula- und Netzhaut
Gutachten und Atteste I Vorsorgeuntersuchungen

Interview: Philipp Demankowski

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