Neu inszenierte Klassiker am Staatsschauspiel
Dresden wird zum Schauplatz großer Fragen: Mit „Candide“, „Homo Faber“ und „Der talentierte Mr. Ripley“ bringt das Staatsschauspiel drei Klassiker neu auf die Bühne. Die Inszenierungen verbinden Zeitgeist mit Tiefgang – und laden ein, das eigene Weltbild zu hinterfragen.
Am Staatsschauspiel Dresden werden die kalten Monate zur Bühne für große Geschichten, die das Publikum mitnehmen auf Reisen durch Zeit, Raum und menschliche Abgründe. Drei Premieren markieren in dieser Saison die Höhepunkte eines Spielplans, der sich mutig den Fragen unserer Gegenwart stellt und dabei Klassiker in neuem Licht erscheinen lässt.
Candide oder der Optimismus – Zwischen Ideal und Wirklichkeit
Mit feiner Ironie und scharfem Blick auf die Absurditäten der Welt bringt Regisseur Volker Lösch Voltaires „Candide“ in einer Fassung von Soeren Voima auf die Bühne. Die Geschichte des naiven Helden, der unbeirrt an das Gute glaubt, wird zu einer grotesken Odyssee durch die Gegenwart. Candide, aus dem behüteten Liebesnest vertrieben, begegnet auf seiner Reise Krieg, Ausbeutung und Korruption – und hält dennoch an seinem Optimismus fest. Die Inszenierung verwebt klassische Motive mit aktuellen Themen und lässt Dresdner Klima- und Bürgerrechtsaktivisten zu Wort kommen. So entsteht ein vielschichtiges Panorama, das die Frage stellt, wie viel Optimismus in einer von Krisen geprägten Welt möglich ist. „Irgendwann dämmert es Candide, dass er sich auf die Lehren von Pangloss nicht verlassen kann“, heißt es – und genau darin liegt die zeitlose Kraft dieses Stücks.
Uraufführung am 24.01.2026, 19:30 Uhr im Schauspielhaus
Homo Faber – Technik, Schicksal und digitale Unsterblichkeit
Mit Max Frischs „Homo Faber“ wagt Regisseur Marcel Kohler eine zeitgemäße Neuinterpretation eines Klassikers der Moderne. Im Zentrum steht der Ingenieur Walter Faber, der sich am Vorabend einer riskanten Operation mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert sieht. In einer Welt, in der Technik und künstliche Intelligenz immer mehr Lebensbereiche durchdringen, stellt sich Faber die Frage, was von ihm bleiben wird. Die Inszenierung lässt ihn einen digitalen Avatar erschaffen – ein Chatbot, der nach seinem Tod weiterexistieren und mit den Hinterbliebenen kommunizieren kann. So wird Frischs Reflexion über Vernunft, Schicksal und die Grenzen menschlicher Kontrolle in das digitale Zeitalter übertragen. Die Bühne wird zum Labor für die großen Fragen: Wie verändert Technologie unser Verhältnis zu Leben und Tod? Und was bedeutet Identität, wenn sie sich in Daten und Algorithmen fortschreibt?
Premiere am 07.02.2026, Kleines Haus 1
Der talentierte Mr. Ripley – Die Kunst der Verwandlung
Mit Patricia Highsmiths „Der talentierte Mr. Ripley“ bringt Regisseurin Daniela Löffner einen psychologischen Thriller auf die Bühne, der das Spiel mit Identität und Moral virtuos inszeniert. Tom Ripley, ein Mann ohne festen Halt, erhält die Chance, in eine Welt des Wohlstands und der Leichtigkeit einzutauchen – doch sein Verlangen nach Zugehörigkeit schlägt in Besessenheit um. Als er den privilegierten Dandy, den er eigentlich zurück nach New York bringen soll, tötet, beginnt ein raffiniertes Versteckspiel. Ripley kopiert und imitiert, bis er selbst zur perfekten Fälschung wird. Die Inszenierung spürt der Faszination des Bösen nach und lotet die Abgründe menschlicher Sehnsüchte aus. Highsmiths Roman, der um die Masken des Lebens und die dunklen Seiten der Selbstinszenierung kreist, erhält so eine beklemmende Aktualität.
Premiere am 07.03.2026, 19:30 Uhr im Schauspielhaus
Informationen, Spielplan und Tickets:
www.staatsschauspiel-dresden.de
Redaktion: Jörg Fehlisch


