Beate Vollack in Toulouse

Fotos: ©saiko3p - stock.adobe.com / © Werner Kmetitsch
0
Von Ostberlin über München, St. Gallen, Graz nach Toulouse ging die Berufslaufbahn der Beate Vollack. Sie startete als Tänzerin und macht inzwischen als leitende Ballett­direktrice an der an der Opéra national du Capitole de Toulouse von sich reden.

Toulouse im Süden Frankreichs, auf Grund der vielen zart rötlichen Backstein-Gebäude auch „Ville rose” – „rosarote Stadt“ genannt, ist heute Beate Vollacks zu Hause. Mit einer halben Million Ein­wohner im Stadtkern ist Toulouse ein wichtiges Kul­tur­zen­trum Frankreichs. Groß-Toulouse mit Randge­bie­ten und Vor­orten dagegen überschreitet die Million Bewohner. Die Oper und ihr Ballett, Beates Arbeitsfeld, befinden sich im Herzen der Stadt auf dem spektakulärem Place du Capitole (Kapitol Platz).
Am 1. Oktober 1818 wurde das Gebäude im italienischen Stil der Commedia dell’Arte für Opern und Ballettaufführungen der Stadt übergeben. 1917 zerstörte ein Feuer das Gebäude, welches sechs Jahre später im Neobarockstil wieder eröffnet wurde.

Blick auf Toulouse am Fluss Garonne / © saiko3p – stock.adobe.com

Toulouse ist am besten über Paris vom Bahnhof Mont­par­nasse in vier Stunden und fünfzehn Minuten mit dem Schnell­zug TGV erreichbar. Der internationale Flughafen Toulouse-Blagnac verbindet die Stadt mit der weiten Welt. Als europäische Hauptstadt der aeronautischen Fluggesellschaften ist Toulouse ein internationales Zentrum. Auf Grund hervorragender Universitäten und einer aner­kann­ten Kunstakademie ist mit über 100.000 Studenten das Stadt­bild jung. Hier ist als Lieb­lings­sport das Rugby mit einer siegreichen Mannschaft zu Hause. Dank der vielen Son­nen­stunden und milden Abende spielt sich das Leben auf der Straße und den Ter­ras­sen der vielen Restau­rants ab. Eingerahmt ist das Stadt­zen­trum vom Fluss Garonne und dem von UNESCO geschützten Canal du Midi, wo man sich ein Hausboot mit oder ohne Kapitän mieten kann, um gemütlich nach Sète zu gleiten.

Das Cassolet, ein göttlich schmeckendes weißes Bohnen­ge­richt mit landesüblichen Würsten und zartem Schweine­fleisch, wird in vielen Restaurants serviert. Am besten schmeckt es im Le Colombier in der Rue Bayard 14 (Tel.: 0033 (0)561624005). Einst Pferdestall, wurde das Ziegelstein­gebäude 1873 in ein gemütliches Restaurant mit fabelhafter Küche umgewandelt. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Für Übernachtungen bucht man am besten sein Zimmer im preiswerten Ibis Style, Place du Capitole 20, F-31000-Toulouse, (Tel.: 0033 (0) 561212216), welches den Schwerpunkt seiner Dekoration auf große Ballettfotos legte oder in der gemütlich- eleganten Nobelherberge Grand Hôtel de l’Opéra, Place du Capitole 1, F-31000-Toulouse, (Tel.: 0033 (0) 561218266). Beide Hotels liegen gegenüber der Opéra Capitole.

Im roten Salon des Grand Hôtel de l’Opéra trafen wir am Vormittag Beate Vollack für ein Interview. Am Abend zuvor sahen wir das John Neumeier Ballett «Le Chant de la Terre» (Das Lied der Erde) von Gustav Mahler in der Oper.

Blick auf das Kapitol, rechts vorn der Operneingang. / © Christophe Carasco

„Eine Deutsche als Ballettdirektrice in Toulouse” könnte, liebe Beate Vollack, die Überschrift Ihres neuen Lebens­ab­schnitts lauten.
Ja, Sie haben so Recht. Seit 1. September 2023 bin ich als Directrice de la Danse du Ballet an der Oper Capitole in Toulouse tätig.

Worin bestehen Ihre Aufgaben als Directrice de la Danse du Ballet?
Ich stelle die künstlerische Ballettsaison zwei Jahre im Voraus zusammen, versuche die besten Choreo­graphen nach hier einzuladen, damit sie mit unseren Tänzern ein Ballett auf die Beine stellen. Ich kümmere mich bei Krankheit um die Ballett-Mitglieder, pflege wichtige Presse­kon­takte, um unser Ballett weltweit bekannt zu machen.

Wie sah es mit Ihren französischen Sprachkenntnissen aus?
Die deutsche und französische Sprache sind in der Aussprache und Gram­­matik völlig verschieden. Nach sechs Monaten intensiven Lernens konnte ich mich verständigen. Natürlich fehlen mir noch die Feinheiten. Wenn wir in Paris, anlässlich eines Mittagessen, 20 Journalisten unser Saison­programm vorstellen, erwartet man von mir, Französisch zu sprechen.

Beate Vollack in „Schwanengesang” auf der Opernbühne Graz. / © Ian Whalen

Wie gefallen Ihnen Toulouse und das französische Leben?
Beate Vollack: Fantastisch. Das Flair und die unbeschwerte Lebens­art sind einfall toll. Und die bildschöne Stadt strotzt vor Energie, die sich auf einen überträgt. Ich liebe die zart roten Backsteinbauten. Selbst letzten Juli verbrachte ich meine Sommerferien hier, um Stadt und Umgebung kennenzulernen. Somit verschob ich eine Reise in die Heimat auf spätere Zeiten.

Im letzten Frühjahr sind Sie fünf Wochen lang zwischen Toulouse und Venedig hin- und hergeflogen. War dies beruflich oder zum Vergnügen?
Natürlich beruflich. Ja, jede Woche war ich kurz in der Lagunenstadt im Fenice und stellte dort das Ballett für die Opernaufführung „Mefistofele” zusammen.

Wie lange läuft Ihr Vertrag als Directrice de la Danse an der Toulouser Capitol Oper?
Drei Jahre, also bis 2026. Der Vertrag kann natürlich verlängert werden. Wir werden sehen.

Wie sieht das Programm für die jetzige Saison aus?
Am 24. Oktober eröffnen wir mit „Don Juan” von Gluck im Opernhaus die Ballettsaison. Im Dezember bis zum Silvesterabend zeigen wir das Ballett „Magie Balanchine”. Vom 07. bis 12. März 2025 steht ein Ballett mit Liedern von Jacques Brel und Barbara in der Halle aux Grains, der ehemaligen ­Ge­trei­de­­kammer, auf dem Programm. Dann vom 18. bis 25. März 2025 tanzen wir Coppelia in der Oper. In Paris zeigen wir unser Ballett „Don Juan” vom 24. bis 28. März 2025 auf der Bühne der Komischen Oper. Am 04. und 05. Juli 2025 stellen wir zum Abschluss der Saison junge Cho­reo­graphen im Toulouser Jardin des Jacobins vor.

Das Kapitol in Toulouse / © saiko3p – stock.adobe.com

In Ostberlin hinter der Mauer erblickten Sie das Licht der Welt. Verlief Ihre Kindheit und Jugend dort glücklich?
Unter dem Sternzeichen Stier wurde ich in Lich­ten­berg geboren. Rück­blickend verliefen Kindheit und Jugend im Schutze meiner sorgenden Eltern äußerst glücklich. Meine Familie führte 200 Jahre lang, von Generation zu Generation, eine florierende Metzgerei.

Im wahrsten Sinne tanzten Sie beruflich aus der Reihe?
So kann man es nennen. Heute sind meine lieben Eltern nicht mehr auf dieser Welt. Sie fehlen mir unendlich. Meine Laufbahn begann damals in der staatlichen Ballettschule Ostberlins mit der russischen Ballettlehre von St. Petersburg. 1986, drei Jahre vor dem Mauerfall, tanzte ich zum ersten Mal auf einer Bühne. Dann 1989 flog ich nach Amerika, nach Jack­son, Mississippi, zum internationalen Ballettwettbewerb, der alle 4 Jahre stattfindet. In der Jury saß die Münchner Ballett­direktrice Constanze Vernon, die auf mich aufmerksam wurde. Ich gewann den Wettbewerb und Constanze Vernon lud mich nach München ein. 1995 engagierte mich die bayerische Staatsoper und ließ mich „Gisèle” von Mats Ek tanzen. Von 2005 bis 2008 über­gab sie mir das Ballett als Hauschoreo­graphin. Im Anschluss arbeitete ich bis 2014 auf den Bühnen von New York, London, Moskau, Salz­burg, Wien und Zürich freiberuflich. Da­nach verpflichteten mich Graz und St. Gal­len für ihre Opern­bühnen. Heute, in Tou­louse, betreue ich 35 Tän­zer aus 14 Nationen.

Blick in den Saal der Opéra du Capitole / Foto: © Christophe Carasco

Dieses Jahr standen zwei Super­choreo­graphen auf Ihrem Frühjahrsprogramm. Der amerikanisch-deutsche John Neu­meier aus Hamburg leitete das Toulouser Ballett mit „Le Chant de la Terre” (Das Lied der Erde) von Gustav Mahler und Carolyn Carlson aus New York „Paysages Interieurs”.
John Neumeier ist ein jahrelanger Freund. Wir hatten öfters zusammengearbeitet. Carolyn Carlson versprach mir wieder nach Toulouse zukommen. Mit ihr zu arbeiten war einfach fabelhaft.

John Neumeier-Choreografie „Das Lied der Erde” / © David Herrero

Wären Sie zum Abschluss so freundlich, uns ein kurzes Statement zu drei der berühmtesten Tänzer: Mikhail Baryshnikov, Rudolph Nurejew und Roland Petit zu geben?
Mikhail Baryshnikov ist für mich einer der besten Tänzer der Welt. Er hat nicht nur eine unglaubliche Technik, sondern auch eine fesselnde Ausstahlung und ein einmaliges Charisma. Rudolph Nurejew habe ich am Ende seiner Karriere noch live auf der Bühne gesehen. Ein unvergesslicher Moment, ein Abend wahrer Tanzgeschichte. Roland Petit, ich wünschte, ich hätte die Möglichkeit gehabt, Stücke von ihm zu tanzen und zu interpretieren. Roland Petit und seine Frau Zizi Jeanmaire sind Tanzlegenden.

Beate Vollack mit Lord Michael Anders-Cavendish / Tanzlegende Mikhail Baryshnikov mit Lord Michael Anders-Cavendish in den 1990er / Fotos: © privat

Text und Interview: Michel Anders-Cavendish

Beate Vollack, la nouvelle Directrice de la Danse à l’Opéra National Capitole de Toulouse.

Née à Berlin-Est dans une famille de boucher depuis 5 généra-tions, Beate Vollack n’en faisait qu’à sa tête dès son jeune âge, en apprenant la danse classique de Saint Petersbourg à la Staatliche Ballettschule dans le secteur russe de Berlin. Bien sûr, les parents espéraient que la jeune fille suivrait plus tard la tradition familiale et prendra la boucherie en main.

En 1989, après la chutte du mûr de Berlin, Beate Vollack se rendait aux Etats-Unis à Jackson, Mississippi pour participer au concours de danse international, qu’elle a gagné. Constanze Vernon, la directrice du ballet de l’Opéra de Munich, était membre de jury. Persuadée du talent de la jeune berlinoise, elle l’invitait à se présenter à l’Opéra de la capitale de Bavière. En 1995, Beate Vollack a été engagé avec un contract pour plusieurs années.

En 2008, la jeune Allemande avait envie de découvrir le vaste monde. A New York, Londres, Moscou, Salzbourg, Vienne et Zürich elle travaillait en freelance. Mais quand, d’abord St. Gallen en Suisse, puis Graz en Autriche lui offraient des contracts plus stables, Beate n’hésitait pas à les accepter.
En 2023, la talentueuse danseuse et chorégraphe était aux anges. L’Opéra National Capitole de Toulouse l’engageait comme directrice de la danse.

Enchantée, elle confirma au Top Magazin Dresde, qu’elle est si heureuse de travailler dans la ville rose. L’Art de Vivre en France la fas­cine. En six mois, temps de record, elle a appris la langue de Molière.
Cet année, au printemps, Beate Vollack a accueillie deux des plus célèbres chorégraphes, le germano-américain John Neumeier de Hambourg et Carolyn Carlson de New York, pour mettre sur scène les ballets «Le Chant de la Terre» de Gustav Mahler et «Paysages Intérieurs» avec ses danseurs.

La Saison 2024/25 commencera le 24 Octobre prochain avec le ballet «Don Juan» de Gluck à l’Opéra Capitole. En décembre 2024, les 35 danseurs de 14 Nations, lesquels Beate Vollack dirige, présenteront «Magie Balanchine», puis du 7 au 12 mars 2025 ils danseront sur des chansons de Jacques Brel et de Barbara à la Halle aux Grains. Le ballet romantique «Coppèlia» sera sur le programme du 18 au 25 avril 2025. A Paris, du 24 au 28 mai 2025, Beate Vollack présentera à l’Opéra Comique le ballet «Don Juan» avec ses danseurs. Pour clôturer la saison elle mettra le 4 et 5 juillet 2025 des jeunes chorégraphes sur scène au Jardin du Couvent des Jacobins.

Michel Anders-Cavendish

Sie interessieren Sich möglichweise auch für: