Sky du Mont: „Fehler sind das Gewürz des Lebens!”

Sky du Mont / Foto: © Studio Konvex
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Sky du Mont über Gelassenheit, Karriere und sein neues Buch

Er ist eines der bekanntesten Gesichter des deutschen Films: Sky du Mont, 1947 in Buenos Aires geboren, aufgewachsen in England und Deutsch­land, wurde mit Filmen wie »Eyes Wide Shut«, »The Boys from Brazil« sowie Kultklassikern wie »Der Schuh des Manitu« und der erfolgreichen Fort­setzung »Das Kanu des Manitu« aus diesem Jahr berühmt. Jahrzehntelang stand er auf Bühnen und vor Kameras, arbeitete mit Stanley Kubrick, Gregory Peck, Andrea Sawatzki oder Michael Bully Herbig – und prägte mit seiner markanten Stimme nicht nur Rollen, sondern auch die deutsche Werbelandschaft.

Sky du Mont / Foto: © Manfred Baumann

Mit fast 80 blickt der Schauspieler heute entspannter denn je auf sein Leben und seine Karriere – und auf all die Fehltritte, die ihn geprägt haben. In seinem neuen Buch »Der nächste Fehler kommt bestimmt« (Herder Verlag) erzählt du Mont humorvoll, selbstkritisch und voller kleiner Anekdoten über kleine und große Missgeschicke, über Dankbarkeit, Gelassenheit und darüber, warum es im Leben manchmal wichtiger ist, Dinge einfach geschehen zu lassen. Wir haben den charismatischen Schauspieler, Synchronsprecher und Buchautor Sky du Mont anlässlich seiner Lesereise in Dresden getroffen – ein Gespräch über Fehlerkultur, Wahrhaftigkeit, berühmte Kollegen, das Älterwerden und die Freiheit, nicht mehr alles machen zu müssen.

Top: Ihr Buchtitel »Der nächste Fehler kommt bestimmt« klingt wie eine Lebensphilosophie. War das ein bewusst gewählter Leitsatz?
Sky du Mont: Der Titel ist auf der Bühne entstanden. Ich spielte ein Stück, das ich hunderte Male gespielt hatte, ich war völlig sicher – was gefährlich ist – und plötzlich hatte ich einen winzigen Hänger. Anderthalb Sekunden, nicht einmal die Kollegen haben es gemerkt, aber ich. Im Auto auf dem Weg nach Hause passierte dann gleich der nächste kleine Fehler. Da wurde mir bewusst, wie viele »weiße Fehler« wir jeden Tag machen, also Fehler ohne Konsequenzen. Und das hat etwas in mir ausgelöst. Ich begann, darüber nachzudenken, wie selbstverständlich wir durchs Leben stolpern.

Top: Ist »Fehler machen« für Sie also eher ein Motor als eine Schwäche?
Sky du Mont: Ich empfinde mich nicht als jemanden, der gescheitert ist. Aber Fehler begleiten uns ständig. Und sie bringen einen ja auch weiter – oder halten einen wenigstens wach. Ich schrieb meiner Tochter neulich: Scheitern bedeutet nur, dass man etwas nicht zu Ende bringen konnte. Wir nehmen uns so viel vor, was manchmal gar nicht zu uns passt.

Top: Viele Menschen sehen Schauspieler als nahezu perfekte Figuren. Wie gelingt es Ihnen, offen über Fehler zu sprechen, ohne dass das Ihr Image beschädigt?
Sky du Mont: Ach, dieses Image. (lacht) Ich bin ein Mensch wie jeder andere. Und ich entschuldige mich gern, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Das konnte ich schon immer. Manche finden das irritierend, manche glauben es nicht. Aber ich halte das für wichtig – für mich, für meine Kinder, für alle Beziehungen. Fehler zuzugeben schafft Harmonie, und oft sorgt es dafür, dass man sie nicht wiederholt.

Sky du Mont im Thalia Dresden – Haus des Buches / Foto: © Studio Konvex

Top: Wie autobiografisch ist das Buch? Oder sind auch fiktionale Elemente dabei?
Sky du Mont: Es ist vieles autobiografisch, aber ich lege nicht alles offen. Ich möchte nicht gläsern sein, auch wegen meiner Kinder. Ich erzähle gern Geschichten, aber ich ziehe eine Grenze. Ich werde nicht alles preisgeben, nur weil es interessant wäre.

Top: Ihre Schauspielkarriere spielt im Buch ebenfalls eine große Rolle. Sind die Fehler, von denen Sie sprechen, eher privater oder beruflicher Natur?
Sky du Mont: Beides. Ich habe beruflich vieles gemacht, um Geld zu verdienen – ich wollte ja nie Schauspieler werden. Und ich habe mich geärgert, dass ich oft nur Bösewichte gespielt habe. Aber am Ende des Tages ist das Leben ein Mix aus privaten und beruflichen Lernmomen­ten. Und, seien wir ehrlich: Das Publi­kum verwechselt eine Rolle leider gern mal mit dem Menschen dahinter. Das habe ich oft zu spüren bekommen.

Top: Sie erzählen viel über Dankbarkeit und Loslassen. War das ein Schlüssel beim Schreiben des Buches?
Sky du Mont: Ja. Ich bin heute sehr viel gelassener. Ich gehe in Hamburg an die Elbe, trinke einen Kaffee, sitze da zwei Stunden und schaue aufs Wasser. Früher hätte mich ein leerer Kalender nervös gemacht, heute genieße ich das. Ich habe mit vielem abgeschlossen. Ich mache keine Filme mehr. Nicht aus Trotz, sondern weil ich nichts mehr beweisen muss. Ich möchte mein Leben genießen.

Top: Schreiben Sie nach Plan oder intuitiv?
Sky du Mont: Intuitiv. Ich habe eine Grund­idee – wie die Sache mit den Fehlern – und dann schreibe ich einfach. Ich wache nachts auf, kritzle etwas auf einen Zettel und kann es am nächsten Morgen kaum lesen. (lacht) Ich setze mich nicht von neun bis sechs an den Schreibtisch. Das wäre nichts für mich.

Top: Gab es beim Schreiben überraschende Einsichten?
Sky du Mont: Ja, dass ich eigentlich immer schon geschrieben habe. Schon als Jugendlicher. Und immer mit Freude. Schreiben lässt mich in eine eigene Welt eintauchen. Geld verdient man damit ohnehin kaum, auch wenn ein Buch mal auf der Bestsellerliste landet. (lacht)

Top: Für wen ist dieses Buch geschrieben?
Sky du Mont: Für mich. Und für alle, die Lust haben, mein Denken ein Stück weit zu begleiten. Aber es ist kein Ratgeber. Ich will niemandem etwas beibringen oder die Welt verbessern. Ich erzähle Geschichten, mehr nicht.

Sky du Mont / Foto: © Pascal Bünning

Top: Wie hat sich Ihr Blick auf Fehler über die Jahre verändert?
Sky du Mont: Ich war nie nachtragend, weder mit mir noch mit anderen. Aber heute bin ich milder. Und ich bin dankbarer. Ich habe eine wunderbare Karriere gehabt, aber ich habe auch verstanden, wie wenig Bedeutung Berühmtheit am Ende hat. Die Leute erinnern sich kurz – und dann ist es vorbei. Das gehört dazu.

Top: Sie haben mit einigen der größten Namen der Film­geschichte gearbeitet. Welche Begegnungen sind Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Sky du Mont: Stanley Kubrick – ein Genie und ein harter Hund. Und trotzdem konnte er Fehler zugeben. Gregory Peck – einer der beeindruckendsten, großzügigsten Men­schen, denen ich je begegnet bin. Und natürlich Billy („Bully“) Herbig. Ich wollte seine Rolle in »Der Schuh des Manitu« zuerst gar nicht spielen. Er hat mich überzeugt – aber genau richtig, mit Feingefühl.

Top: Welche Reaktionen wünschen Sie sich von den Leserinnen und Lesern?
Sky du Mont: Ich hoffe, dass man ein bisschen schmunzelt, vielleicht sich selbst erkennt. Und dass man merkt: Wir alle machen Fehler. Und das ist völlig in Ordnung.

Top: Und was kommt nach diesem Buch? Ein neues Projekt?
Sky du Mont: Ich lasse alles auf mich zukommen. Ich überrasche mich selbst gerade, wie entspannt ich bin. Vielleicht schreibe ich weiter. Vielleicht auch nicht. Der nächste Fehler kommt bestimmt – aber vielleicht auch die nächste Idee.

Der nächste Fehler kommt bestimmt
von Sky du Mont
Verlag Herder
ISBN: 978-3-451-60166-8

Interview: Philipp Demankowski

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